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Parksituation und Nahverkehr in Magdeburg

Heute haben wir auf dem Weg in die Innenstadt etwas befremdliches gesehen. Bei uns in der Straße parken eigentlich jeden Tag einige Autos auf dem (doch sehr breiten) Fußgängerweg direkt vor einem abgeschlossenen Parkplatz. Grund dafür ist die notorisch knappe Parkplatzsituation, die sich anscheinend eher verschlechtert (einige Einfahrten sind neuerdings als solche gekennzeichnet).

Die dort stehenden Fahrzeuge haben ein "Ticket", sprich einen Bußgeldbescheid für Parken auf dem Gehweg erhalten.

Das möge vielleicht richtig sein, schön ist das nicht. Vorgekommen ist das bisher jedenfalls nicht (zumindest gehen wir fast täglich mehrmals dort lang und haben noch keinen Zettel am Scheibenwischer gesehen - oder selbst einen bekommen). Die Stadt versucht anscheinend mit allen Mitteln mehr Gebühren einzutreiben.

Auf dem gebührenpflichtigen Parkplatz um die Ecke hat man auch schon mal einen Bußgeldbescheid wenn man sich dort nachts hinstellt (kein Parkplatz mehr frei weit und breit, auch nicht für Anwohner) und früh am morgen nicht um 8:10 Uhr verschwunden ist. Nachts will der Automat aber auch irgendwie kein Geld von mir haben sondern verweist mich auf den nächsten Morgen. Steht man auf einem Anwohnerparkplatz bzw. will gerade von dort wegfahren, kommen die netten Damen und Herren von Ordnungsamt auch schon mal angelaufen um ja noch zu sehen ob man auch wirklich einen Anwohnerausweis besitzt. Überhaupt ist Magdeburg sehr freundlich bei der Auswahl der Parkzeiten: 30 Minuten oder 60 Minuten. dazwischen geht nichts. Da braucht man nicht lange überlegen, selbst wenn man maximal 10 Minuten parken wird, sind gleich 0,50 € bei der Stadt angekommen. Andere Städte können das besser, dort sind auch Kurzzeitparktickets möglich oder die Ticketautomaten akzeptieren kleinere Beträge für eine kürzere Parkdauer.

Überhaupt, Parkscheinautomaten ... Magdeburg hat letztes Jahr noch mal einen Schwung davon angeschafft, genauer 89 Stück. Die Ausschreibung belief sich auf die lächerliche Summe von 511.069,30 €. Das muss der Autofahrer natürlich auch erst mal bezahlen, bevor es aus der Neuanschaffung erste Gewinne zu verzeichnen gibt. Mit diesen Automaten wurden diverse bisher kostenlose Parkflächen bestückt. Und jetzt ratet, wer die Stadt überhaupt erst auf diese grandiose Idee gebracht hat: die Interessengemeinschaft Magdeburg e.V. (Pressemitteilung: hier). Besten Dank an dieser Stelle!

Nahverkehr in Magdeburg wird immer komplizierter. Das Auto kann man nicht nutzen, weil die Parkkosten in ungeahnte Höhen steigen und diverse Knotenpunkte (z. B. Hasselbachplatz bis Ecke Halberstädter/Leipziger) gern mal überlastet sind. Die Öffentlichen (MVB) kann man auch nicht nutzen da die Fahrzeiten irgendwie unpraktisch sind für jeden, der außerhalb der Innenstadt wohnt. Aber auch hier sind Ende letzten Jahres erst mal einige Gebühren angestiegen. Und das Fahrrad? Da wird man dann wiederum vom Magdeburger Autofahrer gern mal ignoriert, was zu lebensgefährlichen Situationen (natürlich nur für den Radfahrer) führt.

Die Magdeburger Verkehrsbetriebe und der Service

Nun da das neue Zeitalter bei den Magdeburver Verkehrsbetrieben angebrochen ist - hat sich eigentlich nicht viel geändert.

Ich bin gestern abend gegen 21 Uhr noch mal in die Stadt gefahren. An der Haltestelle warten bereits mehrere Personen, aber die Bahn lässt sich noch 20 Minuten Zeit. Dabei habe ich Glück und bin 10 Minuten zu spät, ab 20 Uhr fährt von Norden in Richtung Uniplatz nur noch die Nachtlinie 94, alle halbe Stunde mal. Die Straßenbahn kommt zu spät und ist voll, sehr voll. Ein guter Teil der Fahrgäste muss stehen und die Kontrolleure haben es schwer, sich durch die Menge zu drücken. Im Publikum finden Diskussionen mit den Kontrolleuren und untereinander statt was denn nun als Ringfahrt gilt und was nicht, die neuen Regelungen sind anscheinend noch nicht ganz klar.

Wir erinnern uns: am Alten Markt ist der (gut besuchte) Weihnachtsmarkt, außerdem sind viele Geschäfte bis 22 Uhr geöffnet.

Nachdem ich meine zwei Wege erledigt hatte schlendere ich noch über den Weihnachtsmarkt um etwas zu essen. Kurz vor 22 Uhr stehe ich wieder an der Haltestelle und die elektronische Anzeige sagt die nächste Straßenbahn Richtung Norden (überhaupt die einzige auf der Anzeige) für 22:02 Uhr an. Es wird abend und es wird morgen - äh, jedenfalls um 22:03 Uhr verschwindet die angekündigte Straßenbahn von der Anzeige ohne das auch wirklich ein Schienenfahrzeug vorfuhr. An der Haltestelle sammeln sich immer mehr Personen und es wird voll. Nächste Anzeige: 22:08 Uhr. Diese Bahn schafft es auch - fast - pünktlich und alle Wartenden zwängen sich in die sowieso schon volle Bahn. Auch wieder anwesend: die netten Kontrolleure, deren Durchkommen sorgt für weitere Drängeleien.

Bleibt festzuhalten: hätte die MVB soviel Energie in einen vernünftigen und dem Besucheransturm angemessenen Fahrplan gesteckt wie Überlegungen für die Fahrpreiserhöhungen angestellt wurden, nun, dann würden vielleicht die Leute einmal mehr die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Wenn ich im Schnitt eine halbe Stunde Wartezeit an den Haltestellen einkalkulieren muss und dafür in völlig überfüllten Fahrzeugen stehen darf kann ich auch mit dem Auto in die Stadt fahren. Das geht schneller, ist bequemer - und neuerdings sogar billiger.

Kopfsteinpflaster, gleich um die Ecke

Heute sollte ich meine Frau aus Borne von einem Spiel abholen. Da unser Navi derzeit verliehen ist, ich mich in der näheren Umgebung aber auch ohne technische Hilfsmittel auskenne - genügte ein Blick vorab auf die Karte. Dachte ich.

Der bequemste Weg führt aus Magdeburg über die B81 bis zur Abfahrt Wanzleben/Altenweddingen und dort Richtung Schönebeck/Elbe. Leider kann man derzeit jedoch nicht durch Stemmern fahren, Baustelle und so. Wusste ich nicht, sonst wäre ich gleich über die B71 gefahren. Das dauert zwar länger aber man kommt auch an.

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Die Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) erhöhen die Preise

Nachdem wir mittlerweile in Magdeburg wohnen trifft uns die zum Anfang Dezember 2008 anstehende Tarifänderung und Preiserhöhung der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB).

Die letzte Preiserhöhung ist knapp 1.5 Jahre her, im April 2007 wurden die Tarife zuletzt den Gegebenheiten (oder Bedürfnissen) angepasst. Die in diesem Jahr stattfindenden Änderungen dürften für viele jedoch gravierender sein als es auf den ersten Blick aussieht.

Eine Einzelfahrkarte erhöht sich von 1,60€ auf 1,70€, das macht 6,25% mehr. Die ermäßigte Fahrkarte steigt von 1,30€ auf 1,40€, macht 7,7% mehr. Die Mehrfartenkarte steigt von 5,60€ auf 6,00€, also ebenfalls 10 €-Cent mehr pro Fahrschein. Die Citykarte (was für ein Denglisch) für 0,90€ wurde abgeschafft, dafür gibt es jetzt die Kurzstreckenkarte für eine Fahrt bis zu 3 Haltestellen, Kostenpunt jetzt 1,20€. Die Preise für Wochen- und Monatskarten bleiben laut Webseite gleich, nur einige Bezeichnungen auf der Webseite ändern sich. Jemand hat sich so passende Begriffe wie "Gut", "Günstig" und "Clever" einfallen lassen um die Änderungen gegenüber früher herauszustreichen.

Was die meisten Nutzer von Einzelfahrscheinen jedoch stören dürfte: man darf ab Dezember nicht mehr mit dem gleichen Fahrschein zurück fahren sondern muss dafür einen neuen Fahrschein lösen. Auch eine Rückfahrt über eine andere Linie zum gleichen Ausgangspunkt ist explizit nicht erlaubt. Dafür wurde die Gültigkeitsdauer der Fahrscheine kulanterweise bei 90 Minuten belassen auch wenn man darauf hinweist dass andere Verkehrsverbunde hier nur 60 Minuten erlauben. Diese Kulanz ist jedoch Schwachsinn: für eine Fahrt vom Barleber See im Norden zur Uniklinik im Süden der Stadt - also einmal quer durch - braucht die MVB laut eigenem Fahrplan etwas weniger als 45 Minuten, also nicht mal die Hälfte der möglichen Gültigkeitsdauer. Dafür muss jedoch für einen kurzen Einkauf in die Stadt - früher bequem in 90 Minuten zu erledigen - nun der doppelte Fahrpreis gezahlt werden. In nicht wenigen Fällen ist die Preiserhöhung ab Dezember also nicht im einstelligen Prozentbereich zu finden sondern 100% für zwei Fahrscheine plus den Aufschlag für die dann verteuerten Fahrkarten. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Menschen jetzt wieder vermehrt auf das Auto umsteigen weil es (zumindest subjektiv) günstiger ist.

So was nenen ich doch mal verfehlte Verkehrspolitik! Anstatt die Rahmenbedingungen für die Nutzung der städtischen Nahverkehrsmittel zu verbessern wird den Leuten die sich sowieso ständig zwischen Auto und MVB entscheiden dieser Entschluß abgenommen. Auf noch mehr verstopfte Straßen und überfüllte Parkhäuser.

Was noch? Ach ja, die bisherigen Fahrscheine sind genau einen Monat (Dezember 2008) gültig und verfallen danach laut Webseite der MVB ersatzlos. Es gibt keinen Umtausch, die Fahrscheine werden auch nicht zurückgenommen oder der Differenzbetrag erstattet. Sprich, man muss diese Fahrscheine in jedem Fall im Dezember "verbrauchen". Das ist natürlich besonders lästig da regelmäßige Fahrer sowieso eine Dauerkarte besitzen und halt nur die Menschen, die eher unregelmäßig die MVB nutzen sich solche EInzelfahrscheine oder Mehrfachkarten zulegen. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Zu diesem Thema gab es in der Volksstimme vom 26.11.2008 einen interessanten Leserbrief einer Frau aus Magdeburg, leider finde ich den Artikel nicht online zum Verlinken. Dort wurde ihr vorgeschlagen dass man den 4er-Block gegen eine Bearbeitungsgebühr von 2,00€ zurücknehmen wurde ...

Halten wir fest dass die MVB theoretisch eine 6-7% Preiserhöhung durchführt. Das macht ca. 4% pro Jahr (gerechnet seit der letzten Preiserhöhung). Praktisch steigen einige Preise wesentlich stärker und es wird sich zeigen ob die Nutzerzahlen dies rechtfertigen.

Schön wäre es, wenn die MVB dafür an einigen Stellen ihren Service verbessern würde. Von recht unsanft vorgehenden Kontrolleuren hörte man ab und zu (diese werden von einer Wachschutzfirma gestellt und bekommen/bekamen wohl zusätzlich ein Kopfgeld für erwischte Schwarzfahrer) in der Vergangenheit. Die ermäßigten Fahrkarten sind - verglichen mit einigen anderen Nahverkehrsbetrieben - unverschämt teuer. Dass man aber am späteren Abend am gutbesuchten Hasselbachplatz 20 Minuten auf die nächste (womöglich nicht mal eine passende) Straßenbahn warten muss zeugt schon von Desinteresse am Kunden. Eine Direktverbindung nachts vom Hasselbachplatz über den Breiten Weg in den Norden der Stadt? Fehlanzeige, Umsteigen und Warten ist angesagt. Dass es zu Großveranstaltungen wie der Hassel Night Line nicht mal Sonderzüge gibt ... wen wundert es. Die Massen werden dann mit Taxis abtransportiert und das Taxigewerbe in Magdeburg freut sich.

Als wir vor einigen Wochen in Freiburg, Breisgau waren kam mir die Situation im städtischen Nahverkehr wesentlich entspannter vor. Dort sind alle paar Minuten Busse und Straßenbahnen in der Stadt herumgefahren, auch später am Abend. Außerdem - und das hat mich am meisten überrascht: die Straßenbahnen fuhren fast lautlos - obwohl auch dort Schienen aus Stahl verlegt sind. Wenn man sich dagegen den Krach anhört den Straßenbahnen in Magdeburg produzieren ... dann leben wir nicht in einer Landeshauptstadt sondern tief in der Provinz.

Der grüne Pfeil

Der "Blechpfeil" wurde in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der ehemaligen DDR eingeführt und nach der Wiedervereinigung dann in das gesamte Bundesgebiet exportiert. Seit den 90er Jahren ist das Zeichen 720 fester Bestandteil der Straßenverkehrsordnung und man sieht bundesweit in vielen Städten so einen Pfeil.

Der grüne Blechpfeil (bzw. korrekt Grünpfeil) an Ampelanlagen erlaubt das Abbiegen nach rechts trotz roter Ampel. Man fährt vorsichtig auf die Kreuzung zu und wenn man den quer fahrenden Verkehr nicht behindert darf man abbiegen. Eigentlich recht einfach - eigentlich.

Nicht so in Deutschland. Hier wird seit der Wiedervereinigung vehement dafür und dagegen gestritten ob der kleine grüne Pfeil nun den Verkehrsfluß oder doch eher die Unfallstatistik erhöht. Nun, der gemeine deutsche Autofahrer möchte anscheinend alles reguliert haben. Ohne leuchtenden Rechtsabbiegerpfeil in der Ampel und demzufolge zusätzlicher Steuerlogik geht da gar nichts. Nicht zum ersten Mal habe ich heute in Hamburg Autofahrer mit gesetztem Blinklicht gesehen die stur an der Ampel stehenbleiben, obwohl es dort einen Grünpfeil und ein erklärendes Schild da drunter gab. Von links kamen keine Fahrzeuge, die nachfolgenden Autofahrer bedanken sich sicher für die unnötige Verzögerung.

In diversen anderen Ländern ist das Abbiegen nach rechts bei roter Ampel pauschal immer erlaubt außer es wird durch ein Verbotsschild eingeschränkt. Dort funktioniert der gesunde Menschenverstand, wann schaffen es die Deutschen, selbigen beim Autofahren auch mal einzuschalten?

Spammer werden immer dreister

Als wir heute zurück ins Parkhaus kamen steckte ein Zettel unter dem Scheibenwischer:

Also ausgestiegen und gewundert, warum es im Parkhaus Strafzettel gibt oder wer möglicherweise Kratzer an unserem Auto beim Parken verursacht und sich dann mit einem Zettel begnügt hat. Aber nein:

Ein handgeschriebener Zettel mit Werbung, unser Auto war anscheinend das einzige, das derart mit Spam beglückt wurde.

Verwendung hätte ich schon, nur kein Interesse wenn man nicht genauer hinschreibt um was es geht. Ziel verfehlt, Zettel umsonst geschrieben.