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Das Stopp-Schild in meinem Blog

Wer derzeit mein Blog besucht, sieht zuallererst mal ein großes rotes Stopp-Schild auf einem schwarzen Hintergrund.

Der Inhalt - wer sich selbiges Schild mal anschaut - klärt den Besucher der Webseite darüber auf, dass dieser Besuch theoretisch strafrechtliche Ermittlungen gegen ihn nach sich ziehen wird. Derzeit noch theoretisch, weil wenn es nach den Plänen einiger Politiker geht, wird daraus schnell eine gängige Praxis. Konkret sollen Zugangsprovider einen Filtermechanismus installieren, wobei die Filterliste werktags vom BKA aktualisiert wird (arbeitet beim BKA am Wochenenede keiner daran, unsere Kinder zu schützen?). Der Inhalt der Filterliste - also die Liste der gesperrten Webseiten - ist geheim. Versucht jemand, so eine Webseite aufzurufen, soll er auf einer Stopp-Seite landen ähnlich der, die man eingangs in diesem Blog sieht. Die Zugriffe sollen vom BKA ausgewertet werden, schließlich hat dort jemand versucht, illegale Inhalte aufzurufen. Über die schwache Wirksamkeit der Sperren und die einfache Möglichkeit, selbige zu umgehen, mag ich mich an dieser Stelle nicht auslassen. Das wurde schon anderweitig zur Genüge getan.

Weswegen ich dieses Posting hier schreibe: bisher wurde ich von vielen Leuten auf diese Veränderung in meinem Blog angesprochen. Jedoch nicht etwa mit einem Spruch wie "sehe ich genauso" oder "du liegst da ganz falsch". Nein, die meisten Reaktionen sind in etwa: "Dein Blog ist kaputt." oder wenn es hochkommt: "Da kommt bloß ein großes rotes Schild!"

Beschäftigt sich niemand mit den Problemen? Lesen die Leute überhaupt noch, was ihnen der Browser zeigt?

Wären sich diese Besucher überhaupt darüber im Klaren, was ihnen passiert, wenn die Stopp-Seite real wäre? Selbst wenn der Link von einem Freund oder Bekannten kam, kann dies trotzdem Ermittlungen nach sich ziehen. Den Image-Schaden für jeden einzelnen in so einem Fall kann man gar nicht abschätzen, selbst wenn der Besuch der Webseite bloss Zufall war.

Was lernen wir daraus? Selbst die geplante Stopp-Seite des BKA wird die Leute nicht vom Besuch so einer Seite abhalten, weil die meisten nicht mal wissen, was ihnen dort gerade passiert ist. Statt dessen folgt ein "Reload" der augenscheinlich kaputten Seite und damit hat das BKA dann gleich zwei versuchte Seitenaufrufe. Deutschland wird nur noch aus Verbrechern bestehen, das nennt man dann Polizeistaat und eigentlich dachte ich, wir hätten genau so einen vor 20 Jahren abgeschafft.

Mit der Polizei sicher durch das Internet

Die Polizei des Landes Sachsen-Anhalt hat eine eigene Webseite. Um besorgten Bürgern die Möglichkeit einer Anzeige zu geben ohne das diese sofort in die nächste Dienststelle laufen müssen, gibt es das eRevier. Nun möchte man natürlich nicht, das jeder Hinz und Kunz die übermittelte Anzeige mitliest: daher wird die Seite mittels https ausgeliefert. So weit, so gut.

Schade nur, das sich die Polizei bzw. die ausführende Dienststelle nur für ein selbstsigniertes Zertifikat entschieden haben und die Kosten oder den Aufwand für ein bereits den gängigen Browsern bekanntes Zertifikat vermeiden.

ads@iridium:/tmp$ openssl verify server.crt
server.crt: /C=DE/ST=Sachsen-Anhalt/L=Magdeburg/O=Polizei LSA/OU=TPA Magdeburg/CN=www.polizei.sachsen-anhalt.de
error 18 at 0 depth lookup:self signed certificate
OK

Wenn jemand sowieso schon meine Internetverbindung abhört, schafft er es auch, mir hier ein gefälschtes Zertifikat unterzuschieben. Weiterhin (un)lustig: das Zertifikat lautet auf die Webseite (CN) www.polizei.sachsen-anhalt.de, jedoch liegt das Formular für die Anzeige auf er01.polizei.sachsen-anhalt.de und löst damit bei jedem vernünftigen Browser eine Warnung aus.

Die Webseite fordert den Besucher dazu auf, das Zertifikat einfach im eigenen Browser zu installieren. Im Gegensatz dazu muss sich die Warnung des LKA vor zunehmender Computerkriminalität doch wie blanker Hohn lesen ... auf der einen Seite soll man möglichst vorsichtig sein, auf der anderen Seite einfach selbstsignierte Zertifikate aus nicht vertrauenswürdigen Quellen installieren.

Die Polizei muss noch viel lernen, um uns sicher durch das Internet zu begleiten.

Beschützt und überwacht

Nachdem es zum Jahreswechsel auf dem Hasselbachplatz in Magdeburg (die Partymeile schlechthin) Krawalle gegeben hat, wurde von Seiten der Regierung schnell reagiert. Der Platz soll vermehrt mittels Videokameras überwacht werden. Eine der Kameras ist an einem umliegenden Gebäude zu sehen, ob die anderen beiden geplanten Kameras schon da sind, konnte ich gestern abend nicht sehen.

Zusätzlich standen gestern abend zwei Kleinbusse sowie ein PKW der Polizei auf dem Platz, um Präsenz zu zeigen. In der Gegend fuhren auch deutlich mehr Fahrzeuge der Polizei als sonst herum. Die drei geparkten Polizeifahrzeuge gehörten zu Halberstadt, nicht zu Magdeburg. Alles in allem ein deutliches Aufgebot, um ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Wer weiss, wie lange das so bleibt.

Nur lassen sich mittels Videoüberwachung und kurzfristiger Polizeipräsenz keine Probleme lösen, wie die Massenschlägereien kürzlich an anderer Stelle in Magdeburg zeigen. Die Probleme verlagern sich einfach an Orte, an denen keine Videokamera montiert und keine Polizei anwesend ist. Das sind nicht die ersten beiden Vorfälle dieser Art in Magdeburg sondern gehören zu einer längeren Liste von Ausschreitungen.

Das Problem müsste man schon tief an der Wurzel packen. Die Generation Jugendlicher, die dort vermehrt auffallen ist genau in die Zeit nach Wende/Maueröffnung hineingewachsen. Probleme in der Schule, keine Ausbildungsplätze, keine Arbeit, Eltern arbeitslos. Was bleibt so jemandem im Leben?