Nun ist es also beschlossene Sache: Magdeburg bekommt am Kölner Platz einen weiteren Tunnel. Die Entscheidung dafür fiel diese Woche im Stadtrat denkbar knapp mit einer Stimme Unterschied (bei zwei Enthaltungen und mehreren Abwesenheiten) aus.
Die Diskussion über die verschiedenen Vorschläge für den Um- bzw. Ausbau der Eisenbahnbrücke am Kölner Platz zog sich ja schon mehrere Jahre hin. Der Grund für die Diskussion ist eigentlich recht einfach: die Eisenbahnbrücken sind baufällig und müssen repariert werden. Es gab verschiedene Vorschläge und Konzepte, unter anderem standen eine Erweiterung der Brücke und der Straße zur Diskussion, ebenso wie ein Tunnel vom Damaschkeplatz aus. Vom Rest der Vorschläge habe ich in der halböffentlichen Diskussion nur wenig mitbekommen.
Ein Argument “pro Tunnel” muss wohl die Finanzierung gewesen sein: das Land unterstützt finanziell nur den Bau des Tunnels, keine anderen Projekte. Ein anderer Punkt, der aufkam, ist eine höhere Durchfahrtshöhe - angeblich für die Straßenbahnen. Warum an diesem Punkt auf einmal LKW-Verkehr ins Gerede kam, der in der Innenstadt nun wirklich nichts verloren hat … wer weiß das schon. Die SDP-Fraktion sprach in der Diskussion vor der Abstimmung auch von einer möglichen Verbesserung des Kölner Platzes - schlechter als dieser derzeit aussieht, geht es wohl kaum. Bis auf einen Parkplatz und zwei Fahrstühle ist da ja nichts zu sehen.
Gegen den Tunnel spricht, dass das City-Carré noch weiter vom Verkehr abgedrängt wird. Als Nutzer der (zugegebenermaßen nicht gerade brauchbaren) MVB erreicht man das Center ja noch passabel. Als Autofahrer muss ich jedoch, wenn ich nicht vom Damaschkeplatz komme, an zwei Ampeln vorbei fast um den gesamten Block herumfahren, um das Parkhaus zu erreichen. In Zukunft wird der Tunnel dort die Autos weiter dran vorbeilenken. Keine Ahnung, ob das gut für die ansässigen Geschäfte ist.
Ein paar Punkte stehen allerdings jetzt schon fest: Es wird für eine ganze Weile Verkehrsbehinderungen an einem zentralen Knotenpunkt in der Stadt geben. Das wird - zumindest für die Zeit der Bauarbeiten - für den Berufsverkehr noch ärgerlicher werden als es jetzt schon der Fall ist. Vielleicht überlegt sich dann aber der ein oder andere, ob er wirklich mit dem Auto zur Arbeit fahren muss - und ob jeder mit seinem eigenen Auto fährt oder ob nicht Fahrgemeinschaften doch einen Sinn ergeben.
Insgesamt soll der Aus- und Umbau nach derzeitigen Planungen ca. 45 Milionen Euro kosten. Ob es bei dieser Summe bleibt oder ob die Kosten - wie so oft - doch noch ansteigen, wird sich erst nach Abschluß der Arbeiten in einigen Jahren zeigen. Im Laufe der Planungen sind die veranschlagten Kosten schon das ein oder andere Mal angestiegen, so dass sich für die Stadt jedesmal eine höhere Eigenbeteiligung ergab. Die Stadt selbst hat jetzt erst einmal 6,1 Millionen Euro bewilligt.