Es gab in meinem Leben einige Spiele, die ich gern gespielt habe. Ich gebe zu, das ich nie wirklich viel gespielt habe - Die Siedler Serie habe ich seit der ersten Version gemocht und gespielt. Über die Jahre gab es davon einige Spiele, manche haben mir besser, manche weniger gut gefallen. Neuerdings gibt es Die Siedler Online - ein webbasiertes (ok, flashbasiertes) Browsergame. Zeit, sich damit einmal auseinanderzusetzen.
In den letzten Wochen habe ich das Spiel gespielt und mit dem verglichen, was ich von früheren Siedler Spielen kannte. Der Schritt zum Browser Game ist schon sehr radikal. Außerdem fällt auf, dass das Spiel sehr auf “kostenlos” und “mit Zusätzen Geld verdienen” ausgelegt ist.
Zuerst ein paar Dinge, die Die Siedler Online nicht mehr sind:
- Es dreht sich alles um Ausbauen und Kämpfen, alle andere tritt in den Hintergrund. Speziell das “Wuseln” ist nicht mehr gefragt.
- Es ist kein Spiel für einen Abend oder ein Wochenende: man muss im Gegensatz mehrere Monate Zeit mitbringen, und das am besten täglich.
- Es ist kein Spiel für mehrere Spieler: zwar kann man sich in Gilden zusammen tun und Freunde haben, aber Kämpfe gegeneinander sind z. B. nicht vorgesehen.
- Es gibt keine Verlierer in dem Spiel: das Spiel ist darauf ausgelegt, unendlich lange gespielt zu werden.
Dann gibt es natürlich auch ein paar Sachen zu beachten:
- Man muss, wie gesagt, sehr viel Zeit mitbringen. Bis Level 16 oder 17 schafft man an einem Abend. Für die nächsten 10 Level sollte man schon 4-8 Wochen Zeit mitbringen.
- Man braucht eine gute Maus: wo die bisherigen Siedler Spiele viel auf Automatismus ausgelegt waren, ist in Die Siedler Online wieder viel manuell zu erledigen. Spieler berichten im Forum, das sie z. B. aufgrund der beschränkten Bauliste (nur 3 Bauaufträge gleichzeitig möglich) täglich bis zu einer Stunde für die immer wieder gleichen Tätigkeiten verbringen.
- Das Spiel ist generell kostenlos: diverse Erleichterungen kosten allerdings Edelsteine, die man für Geld kauft.
- In den Abendstunden ist das Spiel teilweise sehr träge, da zu viele Spieler gerade online sind. Für einen Befehl (z. B. Soldaten ausbilden) schaut man dann schon mal einer Minute der Sanduhr zu.
Es gibt ein paar Sachen, die von Anfang an unangenehm auffallen:
- Systemnachrichten werden nicht gespeichert. Wenn man offline ist, während z. B. ein Geologe zurück kommt oder ein Bergwerk zusammen fällt, dann ist die Nachricht weg. Rumscrollen in der Karte ist angesagt, um alle offenen Problemfälle zu finden.
- Selbst wenn man online ist, werden die Nachrichten nur ein paar Sekunden angezeigt. Die Nachrichten erscheinen zwar unten im Menü, aber dort kann man wiederum nicht mehr drauf klicken, um zum Ort des Geschehens zu gelangen.
- Arbeiter können nicht auf einen Bereich konzentriert werden, sondern suchen sich ihr Arbeitsgebiet allein.
- Bauplätze, die von Holzfällern belegt sind, können nicht zum Bauen von Gebäuden verwendet werden. Das sorgt dafür, das man Gebäude nicht beliebig anordnen kann.
- Der Wirtschaftskreislauf ist nicht einzusehen. So sieht man zum Beispiel nicht, wie viele Gebäude eines Typs man hat, oder wo aktuell etwas fehlt. Man muss auf der Karte herumscrollen und sich alle Gebäude anschauen.
- Der tägliche Weihnachtsquest war für eine Woche lang (zwischen Einführung und der nächsten Wartung) immer gleich. Auch danach gab es nur 3 verschiedene Quests, die sich dann wiederholt haben.
- Beim Einloggen in das Spiel sind zu viele Klicks notwendig: Systemsteuerung auf, Musik aus, Systemsteuerung zu, Chatmenü weg klicken. So simple Sachen werden leider nicht gespeichert sondern sind jedesmal neu einzustellen. Bis vor einer Weile wurde sogar bei jedem Login der aktuelle Quest (der besteht bisher immer aus: “besiegen Sie Räuber, um Erfahrungspunkte zu sammeln”) erneut eingeblendet. Davon hat man mittlerweile Abstand genommen. Der Tipp des Tages wird trotzdem weiterhin bei jedem Login angezeigt und muss weg geklickt werden.
An der grafischen Front fällt z. B. auf, das die Figuren nicht mehr so hübsch animiert sind wie früher. Hält man ein Gebäude an, bleibt die Figur einfach stehen. Die Köhler müsste vom Funkenflug eigentlich total verbrannt sein und die Übungsfigur in der Kaserne hat ganz schön etwas auszuhalten ;-) Auch spielt die Animation eines Gebäudes schon, wenn noch gar kein Siedler vorhanden ist, um das Gebäude zu besetzen.
Die Grenzpfosten für ein Gebiet bleiben bestehen, auch wenn man das Gebiet erobert. Das macht insoweit wenig Sinn, da die massenhaft vorhandenen Räuberlager nie und nimmer auf die Idee kommen, den Spieler anzugreifen. Auf seiner eigenen Insel wird man schlicht nicht angegriffen sondern ist immer der Herr im Haus.
Positiv fällt auf, das die Produktionszeiten für Güter nun sekundengenau in jedem Gebäude angezeigt werden. Ebenfalls angezeigt werden die Transportzeiten von und zum Lager sowie von und zur Rohstoffstätte. Damit kann man seine Produktion im Detail verbessern - da aber ggf. die Holzfäller im Weg sind, ist das auch nur bedingt auszunutzen.
Einer der ersten Artikel in diesem Blog war ein Posting über MMORPG. Das ist über 5 Jahre her. Jetzt stelle ich fest, das sich bei Die Siedler Online eigentlich nichts gegenüber den damals üblichen Gewohnheiten geändert hat. Weiterhin muss der Benutzer stupide tagein tagaus Hunderte Aktionen manuell vornehmen. Was macht an so einem Spiel noch Spaß? In Die Siedler Online kommt hinzu, das viele Aktionen überhaupt erst lohnenswert sind, wenn die Gebäude entsprechend gepusht werden - im Spieljargon nennt sich das “gebufft”. Dabei wird der Ausstoß eines Gebäudes für eine gewisse Zeit vermehrt, ohne das effektiv mehr Rohstoffe verbraucht werden. Mit herkömmlichen Mitteln (sprich: ohne den Einsatz von Geld/Edelsteinen) kann man das maximal für 6 Stunden fördern. Danach muss man jedes Gebäude erneut manuell fördern, wieder ein paar Dutzend Klicks. Wer in einer Gilde spielt, kann sich von anderen Spielern fördern lassen und diese selbst fördern, wenn er online ist. Wer nicht in einer Gilde oder mit Freunden spielt - hat verloren.
Kurzum: Die Siedler Online ist definitiv nicht mehr für ein Spiel unter Freunden oder mal für zwischendurch geeignet. Wer wirklich ein paar Monate Zeit hat, dem sei das Spiel gegönnt. Ich werde jetzt mal schauen, wo ich meinen Account löschen kann.
Bleibt noch die Frage, was ich als nächstes spiele.